Was bedeutet Achtsamkeit?
Wer achtsam ist, nimmt wahr, was im gegenwärtigen Augenblick geschieht, ohne es zu bewerten.
Achtsamkeit ist die Fähigkeit, die innere und äußere Wirklichkeit zu erkennen und anzunehmen - das Angenehme genauso wie das Unangenehme.
Der Achtsame erkennt die wiederkehrenden Muster, die sein Denken, sein Fühlen und sein Verhalten prägen. Der Geist hört auf, gegen alles Unerwünschte und Schmerzliche anzukämpfen. Er gewinnt Abstand zu dem, was ihn belastet. Er lernt, sich innerlich von den eigenen Gefühlen und Gedanken zu distanzieren. Er wird zum „inneren Zeugen“ oder „inneren Beobachter“. Dadurch ist es möglich, Herausforderungen angemessen und gelassen zu begegnen. Der Achtsame „wird“ nicht mehr gelebt, er übernimmt selbst wieder die „Regie“.
Achtsamkeit heißt, urteilslos anerkennen, was gerade ist. Das bedeutet aber nicht, alles gutzuheißen oder Missstände zu dulden. Es geht dabei um eine annehmende, wertfreie innere Grundhaltung, mit der wir der Wirklichkeit begegnen. Aus dieser Haltung heraus können wir dann das ändern, was sich ändern lässt und das akzeptieren, was nicht zu ändern ist.
Übungen – im Alltag inne halten
- Beim Duschen: Spüren Sie ganz bewusst den Wasserstrahl auf der Haut. Wie fühlt sich die Seife an? Welche Geräusche und Gerüche nehmen Sie wahr?
- Beim Essen: Wie schmeckt das Essen, welche Konsistenz hat es, welche Farbe und Form? Wo kommt es her? Wer hat es produziert? Wie viele Menschen waren daran beteiligt? Legen Sie das Besteck kurz weg und kauen Sie aufmerksam.
- Beim Autofahren: Achten Sie darauf, wie sie sitzen, wie sich der Lenker anfühlt, welches Gefühl sie im Rücken spüren. Was denken Sie während der Fahrt? Was ärgert Sie und wann können Sie entspannen?
Mit Achtsamkeit verbunden ist eine innere Haltung der Freundlichkeit, des Wohlwollens und des Mitgefühls. Vor allem auch uns selbst gegenüber.
Dieser Aspekt des MBSR-Trainings liegt mir besonders am Herzen:
Wir schließen Freundschaft mit uns selbst und mit unserem Leben.
Wir haben gelernt, anderen Menschen gegenüber freundlich zu sein. Doch uns selbst gegenüber verhalten wir uns oft überkritisch, anklagend und lieblos – eine Folge unseres Leistungs- und Konkurrenzdenken. Doch wer sich selbst nicht wertschätzt, verliert auf Dauer jegliche Energie und Lebensfreude.
Beim Achtsamkeitstraining lernen wir, uns selbst mitfühlend und wohlwollend zu betrachten und so zu akzeptieren, wie wir gerade sind – unsere Stärken genauso wie unsere Schwächen - auch dann, wenn etwas misslungen ist oder wenn es uns schlecht geht.
Beim Training der Achtsamkeit entwickeln wir auch unserem Körper gegenüber Wohlwollen und Wertschätzung. Wir lernen, unseren Körper besser zu verstehen – so wie auch unsere Gedanken und Gefühle. Wir erkennen schneller körperliche Signale und spüren leichter unsere Grenzen.
Wir schließen Freundschaft auch mit unserem Körper.
Diese Haltung des Wohlwollens und des Mitgefühls sich selbst gegenüber ist enorm heilsam.
Sie festigt unser Selbstvertrauen und ist die Basis für jeglichen Erfolg. Denn erst eine gute Beziehung zu sich selbst macht gute Beziehungen zu anderen möglich.
Denn Achtsamkeit verhilft uns zu einem reiferen Umgang mit uns selbst und anderen. Wer in jedem Augenblick seines Lebens voll präsent ist, kann den Herausforderungen des Alltags angemessen und heiter begegnen.